Das Thema Hornhautspende: was uns alle angeht oder angehen könnte.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte entstand ein stetig steigender Bedarf an Hornhaut (die äussere durchsichtige vordereSchutzschicht des Auges )-Transplantationen. Da es jedoch nicht genügend Spender gibt, ist es von größter Wichtigkeit, über dieses Thema zu informieren und zu sensibilisieren
Geschichte der Hornhautspende in den HRS
Seit über 10 Jahren arbeiten die Hôpitaux Robert Schuman (HRS) im Bereich der Hornhautspende eng zusammen mit der Universitäts-Augenklinik und Hornhautbank in Homburg. Einer unserer Kollegen wurde vor Jahren an beiden Augen hornhauttransplantiert wurde und erfuhr hierdurch eine Sehkraftsteigerung von 30% auf 80%. Die damit verbundene neue Lebensqualität für uns alle in den HRS Motivation, sich sehr stark für die Hornhautspende zu engagieren. Unter anderem wurden in den letzten Jahren in Homburg acht Pflegepersonen der HRS in einem strukturierten Programm zur Entnahme der Hornhaut ausgebildet. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass dieses Gewebe in der erforderlichen Qualität entnommen wird und die Sehkraft der später damit Transplantierten nachhaltig verbessern kann.
Der Flyer „Die Hornhautspende“
Indikationen für eine Hornhauttransplantation
Erkrankungen der Hornhaut können jeden von uns betreffen und zur Sehkraftreduktion bis hin zur Erblindung führen. Hauptindikationen für eine Hornhauttransplantation sind:
- hochgradige Hornhautverkrümmung (in der Regel angeboren), perforierende Hornhautverletzung,
- Hornhauttrübung,
- chronische Hornhautentzündung (z.B. durch Infektionen oder Automimmunerkrankungen).
Organ- und Gewebsentnahme: kein Tabuthema
Die Tabuisierung des Themas Tod und Organentnahme macht es Patienten und Angehörigen oft schwer, sich zu einer klaren Position durchzuringen. Ebenso werden häufig mangelnde Aufklärung und fehlerhaftes Wissen ins Feld geführt.
Wichtig ist, dass dem Verstorbenen niemals das ganze Auge, sondern lediglich die äußere Schicht des Auges (Hornhaut, frz. Cornée) entnommen wird. Auch wird die Entnahme so durchgeführt, dass von dem Eingriff danach nichts zu sehen ist. In der Ausbildung der die Entnahme durchführenden Personen wird besonderer Wert auf diesen Aspekt gelegt.
Das Alter des Verstorbenen spielt keine Rolle für eine Hornhautentnahme. Auch sind nur wenige Erkrankungen eine Gegenanzeige für die Entnahme einer Hornhaut. Dies wird sowohl vom zuletzt betreuenden Arzt der HRS als auch vom Ärzteteam der Universitäts-Hornhautbank in Homburg geprüft.
Eine Hornhaut kann somit bei einem Grossteil aller Verstorbenen entnommen werden, und dies bis zu spätestens 72 Stunden nach dem Tod. Es ist wichtig, dass das Thema der Organ- und Hornhautspende schon zu Lebzeiten angesprochen wird. Ein Organspendeausweis ist eingutes Mittel, den eigenen Willen kund zu tun und seinen Angehörigen diese oft schwierige Diskussion nach dem Verlust ihres lieben Menschen zu erleichtern.
Da auchPatienten aus Luxemburg auf eine Hornhauttransplantation angewiesen sind und dies nur mit ausreichend Spenderhornhäuten möglich ist, möchten wir Sie ermutigen:
„Sprechen Sie darüber!“
Rechtliche Grundlagen
Eine Organentnahme (wie z.B. Niere, Leber oder Herz) kann nur durchgeführt werden, wenn zwei unabhängige Fachärzte den Hirntod diagnostiziert haben.
In Luxembourg ist jeder Patient, der für Hirntod erklärt wird, als potentieller Organspender anzusehen, es sei denn, er hat sich ausdrücklich dagegen entschieden.
Eine Hornhautentnahme kann prinzipiell bei jedem Verstorbenen, unabhängig von der Todesursache oder vom Vorliegen eines Hirntodes, durchgeführt werden, sofern keine medizinischen Gegenanzeigen vorliegen.
In den HRS wird keine Organ- oder Hornhautentnahme ohne die Information der Angehörigen oder das Vorliegen einer zu Lebzeiten verfassten Ablehnung des Verstorbenen durchgeführt.
Die Zustimmung oder Ablehnung zur Organspende kann auch im Dossier de Soins Partagé (DSP) dokumentiert werden.
Zahlen
- 130 entnommene Hornhautpaare in den HRS seit 2016
- 678 Transplantierte Hornhäute in Homburg in 2022
- 40 Transplantationen in Homburg pro Jahr an Patienten aus Luxemburg
- >200 Patienten auf der Warteliste für eine Hornhautspende in Homburg